Liam Gillick: Kinetic Energy of Rigid Bodies

Replace Rubens

Liam Gillick: Kinetic Energy of Rigid Bodies
22. April – 6. Juni 2021

 
 

In seiner großformatigen Wandgrafik „Kinetic Energy of Rigid Bodies” für die Kunst-Station Sankt Peter Köln bringt Liam Gillick abstraktes Denken und figurative Darstellung, Schmerz und Rationalität zusammen.
 
In den letzten zwanzig Jahren hat der britische Künstler, der sowohl für seine minimalistischen Werke als auch seine kritischen-reflexiven „entmaterialisierten“ Arbeitsweisen als Autor und Kritiker bekannt ist, ein umfangreiches Archiv aus mittelalterlichen Drucken angelegt, die er als groß aufgezogenen Vinylgrafiken um Kommentare zu Konsum und Produktionsbedingungen ergänzt.
 
In der Kunst-Station Sankt Peter zeigt Gillick das aus medizinisch-chirurgischen Handschriften und Drucken des Spätmittelalters bekannte Motiv des Wundenmanns. An genau jener Stelle, an der sonst Peter Paul Rubens’ „Kreuzigung Petri“ den qualvollsten Moment des Märtyrertods zeigt, sinniert Gillicks Wundenmann mit stoischer Miene anhand einer Formel der klassischen Mechanik über die kinetische Energie von starren Körpern (kinetic energy of rigid bodies). An seinem nackten Körper zeigt der Dargestellte seine durch zahlreiche Messer, Speere und andere Werkzeuge und Waffen erzeugten grausigen Verletzungen, wenngleich sein Gesicht von einem merkwürdigen Ausdruck der Gleichgültigkeit geprägt ist. „Mir gefällt die Verquickung von ekstatischem Leiden und praktischem Nutzen. Jene seltsame lange Periode der Menschheitsgeschichte, in der Kirche und Wissenschaft versuchten, einander entgegenzukommen“, so Liam Gillick.
 
„Kinetic Energy of Rigid Bodies” ist ein Spiel mit den Gegensätzlichkeiten von Darstellungsweisen, Erwartungen und Denkmustern in Wissenschaft, Religion und Kunst. Gillicks Beitrag ist die dritte Position der Ausstellungsreihe „Replace Rubens”, in der Künstler*innen wie Gerhard Richter und Walid Raad während der Restaurierungsphase die südliche Ostwand neu bespielen, an der normalerweise Peter Paul Rubens’ Kreuzigung Petri (1638–1640) hängt. Die Reihe wird ab Juni von Kara Walker fortgesetzt und findet ihren Abschluss im Herbst mit einer Position der Kölner Künstlerin Jana Schröder.
 
Eingeladen von Anne Mager
 
 

Über den Künstler – Liam Gillick
 
Die vielfältigen Formen von Liam Gillicks Werk (geboren 1964 in Aylesbury, England, lebt und arbeitet in New York), die sich über Skulptur, Installation, Film, Text und verschiedene kollaborative Projekte erstrecken, spielen oft auf Schlüsselmomente in der Geschichte der modernen und postmodernen Kunst an. Fragen der Ökonomie, der Arbeit und der sozialen Organisation sind zentrale Themen in seinem Werk, ebenso das Überdenken der Ausstellung als Form und Reflexionen über die wandelbare Rolle des zeitgenössischen Künstlers als kulturelle Figur.
 
Gillicks Arbeiten wurden in zahlreichen wichtigen Ausstellungen gezeigt, darunter die documenta und die Biennalen von Venedig, Berlin und Istanbul. 2009 vertrat er Deutschland mit „How are you going to behave? A kitchen cat speaks” in Venedig. Museale Einzelausstellungen u.a. im Museum of Contemporary Art in Chicago, dem Museum of Modern Art in New York und der Tate in London. 2010 zeigte die Bundeskunsthalle in Bonn eine Soloshow Gillicks. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, darunter das Centre Pompidou in Paris, die Guggenheim Museen in New York und Bilbao sowie das Museum of Modern Art in New York.
 
https://liamgillick.info
www.estherschipper.com/de/artists/26-liam-gillick/works
 
 

Liam Gillick, A Depicted Horse is not a Critique of a Horse…, 2018
Courtesy Kerlin Gallery, Dublin
 
 

Eröffnung: Mittwoch, 21. April, ab 18.00 UhrEine formale Eröffnung ist aus den bekannten Gründen nicht möglich. Wir bieten zum geplanten Termin an diesem Mittwoch, 21. April, stattdessen mit erweiterten Öffnungszeiten von 18.00 bis 20.30 Uhr (rechtzeitig bis zum Beginn der Ausgangssperre) ein „Soft Opening“ an. Die Kuratorin Anne Mager, P. Stephan Kessler und Guido Schlimbach stehen für Fragen und Gespräche bereit.

 
– Unter strenger Einhaltung aller geltenden Corona-Regelungen. Bitte beachten Sie die aktuell geltenden und von uns regelmäßig aktualisierten und kommunizierten Änderungen in Bezug auf die Ordnungs-, Abstands- und Sicherheitsregeln. –
 
 
Freitag, 4. Juni, 19.30 Uhr (online):Liam Gillick im Gespräch mit Lilian Haberer
 
Im Online-Gespräch diskutieren der britische Künstler und Lilian Haberer, Professorin für Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff an der Kunsthochschule für Medien Köln, seine Arbeit im Kontext von Architektur, Darstellungsweisen und mittelalterlichen Illustrationen.
 
Das Gespräch findet in englischer Sprache via Zoom statt und wird von einem Q&A gefolgt.
 
https://us02web.zoom.us/j/87630577541?pwd=NzB2N2V5eEozdHp5Z1NzaTVQV2ZMdz09
Meeting-ID: 876 3057 7541
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