Nida Sinnokrot — Jonah’s Whale
Nida Sinnokrot – Jonah’s Whale 7. Dez 2019 — 26. Jan 2020
Der amerikanisch-palästinensische Künstler Nida Sinnokrot zerlegte einen Schiffscontainer, der einst als israelische Siedler-Karawane diente und später als palästinensisches Baustellenbüro genutzt wurde, in elf Querschnitte. Auf diese Weise enthüllte er Schichten aus Stahl, Gips, Isolierung, Drähten, Teppichen und einer Matratze.
Den Container als transnationales Symbol globalen Handels kann man als komplexes Palimpsest von Macht und Handel im nahöstlichen Kontext lesen. Geschichtet mit Geschichte und Patina ist er mit Spuren seiner Entwicklung vom Container über den Wohnwagen bis zum Baustellenbüro versehen: Eine raumgreifende Installation in der weihnachtlichen Zeit, die Heimat, Gebietsansprüche, Grenzziehung und damit auch Heimatlosigkeit und Ausgrenzung thematisiert.
Jonah´s Whale Das Werk „Jonah´s Whale“ von Nida Sinnokrot umfasst einen Schiffscontainer, der einst als Wohnwagen für israelische Siedler und später als palästinensisches Baustellenbüro genutzt wurde. Sinnokrot schnitt den Ready-Made-Container in elf Scheiben und enthüllt Schichten aus Stahl, Gips, Isolierung, Drähten, Teppichen und einer Matratze. Der Titel „Jonah’s Whale“ leitet sich von der Geschichte ab, die zum Kodex aller drei großer Buchreligionen (Judentum, Christentum, Isalam) gehört, in der ein Wal den Propheten Jonah verschlingt, weil er vor Gott und seinem Auftrag an ihn, die Stadt Ninive zu retten, flieht. Als Kontroll- und Standardisierungsmechanismus reguliert die Form des Schiffscontainers existierende Kreisläufe, seien sie natürlich, ökonomisch oder politisch. Mit „Jonah’s Whale“ zeigt Sinnokrot, wie dieses transnationale Symbol des Welthandels als komplexer Palimpsest von Macht und Handel im regionalen Kontext funktioniert. Das mit Geschichte und Patina überzogene Objekt trägt Spuren seiner Reise vom Container über den Karavan bis zum Baustellenbüro.
Exquisite Rotation Die zweite Arbeit „Exquisite Rotation“ besteht aus einem vergoldeten Manuskript, das offen auf einem Rednerpult präsentiert wird. In Echtzeit erfasst und projiziert eine Kamera die flatternden, leeren Buchseiten, die von den Luftströmen rotierender Ventilatoren aufgewirbelt werden. Rund um das Buch sind Mikrofone aufgestellt, die den Sound der flatternden Buchseiten verstärken, diese Ansammlung von Objekten ist schön und beunruhigend zugleich; ihre dürren, gebogenen Hälse schweben über dem Manuskript wie eine Gruppe von Doktoren, die einen leblos daliegenden Körper obduzieren – in diesem Fall, eine Geschichte, die ausgelöscht wurde oder erst noch geschrieben werden muss.
Der Künstler Nida Sinnokrot (*1971 in den USA) wuchs in Algerien auf und lebt und arbeitet derzeit in Boston und Jerusalem. Seine Filme und Installationen wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter KIOSK, Ghent (2018); Witte de With, Rotterdam (2015); Darat al Funun, Amman (2014); Akademie Schloss Solitude, Stuttgart (2014); in der Wanderausstellung Tea mit Nefertiti, Mathaf, Doha; Institut du monde arabe, Paris; Institut Valencià d’Art Modern, Spanien und Staatliches Museum Ägypticher Kunst, München (2012-2014); Bozar Museum, Brüssel (2008) und Kunsthalle Exnergasse, Wien (2004). Palestinian Blues, sein erster Film, hat eine Reihe an Auszeichnungen des internationalen Films erhalten. Darüber hinaus nahm Nida Sinnokrot teil an der 57. Biennale von Venedig (2017), der 13. Biennale von Sharjah (2017) und der 10. Taipei Biennale (2016). Zurzeit ist er Assistant-Professor am MIT Programm für Kunst, Kultur und Technologie (ACT). Er ist Mitgründer von Sakiya – Art | Science | Agriculture.
Eröffnung
Freitag, 6. Dezember 2019, 19.30 Uhr
Zur Ausstellung spricht Kai Kullen. Dominik Susteck improvisiert auf der Orgel für zeitgenössische Musik der Kunst-Station Sankt Peter Köln. Der Künstler ist anwesend.
Programm zur Ausstellung
Sonntag, 8. Dezember // 13.15 Uhr
Werkgespräch mit Guido Schlimbach
Sonntag, 15. Dezember // 13.15 Uhr
Werkgespräch mit Kai Kullen
Sonntag, 29. Dezember // 13.15 Uhr
Werkgespräch mit P. Stephan Kessler
Sonntag, 12. Januar 2020 // 13.15 Uhr
Werkgespräch mit P. Stephan Kessler
Sonntag, 26. Januar 2020 // 13.15 Uhr
Werkgespräch mit Kai Kullen